Geschrieben von Dagmar Köhler und Angela van der Kloof
Waren Sie schon einmal in einem Besprechungsraum, in dem Sie sich wie die einsame Stimme fühlten, oder vielleicht die einzige Perspektive in einem Meer von Stimmen? Oder haben Sie schon einmal an einem virtuellen Treffen mit Hunderten von Teilnehmer*innen teilgenommen und sofort ein Gefühl der Zugehörigkeit und der gemeinsamen Energie verspürt?
Falls Sie eines der beiden Szenarien erlebt haben, haben Sie wahrscheinlich am jüngsten Webinar „Frauen im Fahrradsektor“ teilgenommen, das gemeinsam von den Gründungsmitgliedern Cycling Industries Europe (CIE), der European Cyclists‘ Association (ECF), Velokonzept und Mobycon organisiert wurde. Das Webinar fand am 13. März 2024 statt und brachte Radfahrbegeisterte und Expert*innen aus der ganzen Welt zusammen.
Ziel des Treffens war es, sich mit der Vielfalt im Fahrradsektor zu befassen – wo stehen wir, was sollten wir tun, und warum ist das wichtig?
Während der Veranstaltung hatten wir das Privileg, die Podiumsdiskussion mit dem Titel „Für mehr Vielfalt im Fahrradsektor“ zu moderieren. Die Diskussion mit starken, inspirierenden Frauen wie Roberta Frisoni, Caroline Cerfontaine, Caroline van Renterghem und Keisha Alena Mayuga gab Anlass zu tiefgreifenden Einsichten und Überlegungen. Die rege Beteiligung der Teilnehmer*innen aus aller Welt unterstrich die dringende Notwendigkeit von Inklusion und Repräsentation in der Fahrradbranche.
Elke Van den Brandt, stellvertretende Bürgermeisterin der Region Brüssel-Hauptstadt, eröffnete das Webinar mit einer scharfen Analyse der Art und Weise, wie das Brüsseler Verkehrssystem so organisiert war, dass es am besten für Menschen geeignet war, die mit dem Auto zur Arbeit fuhren – ein männlich dominiertes Nutzermuster – und wie sie versucht, denselben Fehler bei der Planung vom Radverkehr zu vermeiden.
Anschließend präsentierte Sally Middlemiss Fakten und Empfehlungen aus der Studie „Diversity in the cycling sector“ der UK Bicycle Association „Diversity in the cycling sector“ Caroline van Renterghem, Direktorin der Fifteen Bike Share Company, betonte in ihren Ausführungen zu dem Bericht, wie wichtig eine Vertretung auf den Führungsebenen der Fahrradbranche ist. Roberta Frisoni, stellvertretende Bürgermeisterin für Stadtplanung und Verkehr in Rimini, erörterte die Rolle der Frauen in der politischen Macht bei der Gestaltung integrativer Maßnahmen. Der berühmte italienische Badeort verwandelt derzeit eine 15 km lange Uferpromenade in einen „Urban Sea Park“, der einen sicheren Zugang für alle bietet und u. a. Spielplätze für unterschiedliche Bedürfnisse schafft (mehr über Rimini erfahren Sie hier).
Keisha Alena Mayuga, der Kopf hinter den COVID-Radwegen auf den Philippinen, gab faszinierende Einblicke in ihre Bemühungen, die Mobilitätsbedürfnisse von Frauen zu erfüllen. Caroline Cerfontaine vom Europäischen Fahrradverband präsentierte Zahlen darüber, wie sich die Vertretung von Frauen in der nationalen und europäischen Fahrradlobby in den letzten Jahren verändert hat.
Während wir über das Webinar und unser fortlaufendes Engagement für Vielfalt im Fahrradsektor nachdenken, werden wir an die Bedeutung kollektiven Handelns erinnert. Wann sonst jonglieren zwei Vizebürgermeisterinnen mit ihren Terminkalendern und setzen alles daran, einen Beitrag zu einem internationalen Webinar leisten zu können?
Als Gründungsmitglied von Women in Cycling und Women in Cycling Germany und als Unterzeichnerin der Europäischen Charta für Frauen im Verkehr verpflichtet sich Mobycon, die Gleichstellung der Geschlechter und die Chancengleichheit in allen Aspekten unserer Arbeit zu fördern. Aber auch unser Team muss sich immer wieder selbst hinterfragen: Welche Perspektive fehlt uns im Moment?
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Weg zur Stärkung der Rolle der Frau im Fahrradsektor noch nicht abgeschlossen ist. Ob durch die Gestaltung einer inklusiven Infrastruktur oder das Eintreten für politische Veränderungen – wir setzen uns für positive Veränderungen im Fahrradsektor ein. Wir laden Sie alle ein, sich mit uns gemeinsam für Veränderungen einzusetzen und in die Pedale zu treten, um eine bessere und gerechtere Zukunft für alle Radfahrer*innen zu erreichen.
„Verkehr ist kein Selbstzweck, sondern ein wesentlicher Faktor, um zu leben, zu arbeiten, teilzunehmen und zu gedeihen. In den meisten Teilen der Welt ist das Potenzial für aktive Mobilität noch nicht ausgeschöpft. Ich setze mich dafür ein, dass Städte in Deutschland und im Ausland an die niederländischen Erfahrungen anknüpfen und übergeordnete Ziele sowie lokale Bedürfnisse reflektieren.“
