Letzte Woche reisten Anna Tailliez, Beraterin für Fahrradmobilität, und Dagmar Köhler, Strategische Beraterin, nach Konstanz, Deutschland, um eine Studienreise mit Speed-Pedelecs zu unternehmen. In diesem Blog geht es um die Unterschiede zwischen dem Fahren mit einem Speed-Pedelec in Deutschland und in der Schweiz.
Speed-Pedelecs sind Elektrofahrräder, die eine Geschwindigkeit von bis zu 45 km/h erreichen können. Daher werden sie technisch als Leichtkraftfahrzeuge eingestuft. Bedeutet dies, dass sie eine Gefahr für Fußgänger:innen und langsamere Radfahrende darstellen und auf der Straße und nicht auf Radwegen fahren sollten?
Generell gilt in Deutschland, dass Speed-Pedelecs auf der Straße fahren müssen, während in der Schweiz Speed-Pedelecs Radwege benutzen müssen.
Warum ist das wichtig? Speed-Pedelecs erfreuen sich in einigen europäischen Ländern zunehmender Beliebtheit, und Studien zeigen, dass sie das Potenzial für eine Verkehrsverlagerung haben und – im Gegensatz zu anderen Innovationen im Fahrzeugsektor – nachweislich Autofahrten ersetzen können.
Aufgrund ihrer höheren Geschwindigkeit und Leistung gelten für Speed-Pedelecs in vielen Ländern besondere Vorschriften. Die Schweiz hat den Weg für diese schnellen Fahrräder in Europa geebnet, indem sie Speed-Pedelecs standardmäßig die Nutzung der Radverkehrsinfrastruktur erlaubt. In Deutschland hingegen müssen Speed-Pedelecs nach den geltenden Vorschriften auf der Straße gefahren werden. Ausnahmen gibt es nur in zwei Bundesländern: Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg, die den Kommunen erlauben, die Radverkehrsinfrastruktur unter bestimmten Bedingungen für Speed-Pedelecs zu öffnen. In Konstanz und den umliegenden Landkreisen wird derzeit ein Netz für Speed-Pedelecs als nachhaltige Alternative für Pendler:innen aufgebaut.
Mit der Unterstützung von CIVINET DSR, der Stadt Konstanz und dem Landkreis Konstanz organisierte Mobycon eine Exkursion, bei der Verkehrsplanende und -politiker:innen über Speed-Pedelecs diskutierten und sie testen konnten. Die Gruppe traf sich am 19. September 2024 in Konstanz und war mit tollem Wetter am Bodensee gesegnet. Strategieberaterin Dagmar Köhler stellte die Unterschiede in der Straßenraumaufteilung in Europa und im Landkreis vor. Sandra Sigg vom Landkreis Konstanz und Gregor Gaffga von der Stadt Konstanz berichteten von ihren Planungen und der Umsetzung eines Speed-Pedelec-Netzes. Prof. Dr. Dorothea Schaffner von der Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW informierte über Zahlen und Fakten zu Speed-Pedelecs in der Schweiz. Die Ergebnisse des von der FFG geförderten DACH-Forschungsprojekts SESPIN sollen bald öffentlich zugänglich sein und neue Erkenntnisse über Speed-Pedelec-Nutzer:innen und deren Auswirkungen auf die Infrastruktur liefern.
Um zu erfahren, wie es ist, ein Speed-Pedelec zu fahren, schwang sich die Gruppe auf die Räder und fuhr durch die Stadt Konstanz, wobei sie die Fahrradinfrastruktur ignorierte und stattdessen auf der Straße fuhr. Nach einer Mittags- und Reflexionspause schwangen sie sich wieder auf die Räder, überquerten die Grenze in die Schweiz und fuhren auf den Radwegen weiter.
Die Fahrt war für alle Teilnehmende eine interessante Erfahrung. Hier sind einige der Überlegungen, die nach der Tour geteilt wurden:
Sind Speed-Pedelecs eine Bedrohung, oder sollten sie auf geschützten Radwegen fahren? Beim Radfahren auf Hauptstraßen fühlten sich die Teilnehmenden unsicher und hatten ein starkes Bedürfnis nach mehr räumlichen Abstand zu vorbeifahrenden Autos. Eine wichtige Erkenntnis der Gruppe war, dass Speed-Pedelec-Nutzende lernen können, langsamer als 45 km/h zu fahren, da es in den meisten Fällen unnötig ist, diese Geschwindigkeit auf gemischt genutzten Straßen und Radwegen zu fahren.
Möchten Sie mehr über die Vorschriften für Speed-Pedelecs in verschiedenen europäischen Ländern erfahren? Lesen Sie dazu mehr in unserem Bericht.
“Transport is not an end in itself but a key enabler to live, work, participate and thrive. In most parts of the world the potential of active travel is yet to be elevated. I am committed to help cities in Germany and abroad to connect with the Dutch experience and reflect on overarching goals and local necessities.”